Von Christian Knatz: Erschienen am 28.09.2016 um 00:00 Uhr, zuletzt geändert am 28.09.2016 um 00:07 Uhr

Unter den Augen von Lehrer Klaus Jehlicka spielt Florian Muckle in den Räumen des Konservatoriums Klavier.	  Foto: Karl-Heinz Köppner  Foto: Karl-Heinz Köppner
Unter den Augen von Lehrer Klaus Jehlicka spielt Florian Muckle in den Räumen des Konservatoriums Klavier. Foto: Karl-Heinz Köppner

HEPPENHEIM/GRONAU – Eine Weile ist Florian Muckle (25) hin- und hergependelt zwischen Wirtschaftswissenschaften und Musik. Für das Zweite hat er sich entschieden, und das hat er jetzt auch schriftlich: Das am 31. August ausgestellte Diplom der „Rock Pop Jazz Akademie Mittelhessen gGmbH“ (kurz: RPJAM) in Gießen weist den Gronauer als „staatlich geprüften Instrumentalmusiker und Instrumentalpädagogen im Hauptfach Tasten“ aus. Die Noten lauten gut und sehr gut, was Muckle nicht zuletzt auf seine Ausbildung am Konservatorium Bergstraße in Heppenheim zurückführt.

Beste Aufnahmeprüfung in Gießen

Nach neun Jahren Flötenunterricht im privaten Institut kam er 2011 zu Klaus Jehlicka, Klavierlehrer am Konservatorium; beide überhäufen einander mit Komplimenten. Technisch, sagt Jehlicka, sei bei dem bislang nur von seinem Vater geschulten Autodidakten einiges zu tun gewesen. Aber das sei eben auch gegangen bei diesem Schüler, der „das Spätanfängerhafte schnell abgelegt hat“.

Muckle wiederum führt es auf seine Konservatoriums-Lehrjahre zurück, dass er 2013 in Gießen „offenbar die beste Klavier-Aufnahmeprüfung überhaupt“ hinlegte. Noch heute nimmt er Unterricht bei Klaus Jehlicka, vor allem um sein Klassikspiel zu verbessern. „Von Jazz weiß ich genug“, sagt der junge Mann, der sich früh auf diese Musikrichtung festgelegt hat.

LEBENSLAUF

Geboren wurde Florian Muckle am 30. Dezember 1990 in Heidelberg. Aufgewachsen ist er im Bensheimer Stadtteil Gronau, wo er heute noch lebt. Auch während seines Gießener Studiums von August 2013 bis August 2016 blieb er dort wohnen und pendelte. Auf den Realschulabschluss an der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim folgte das Fachabitur für Wirtschaft in Mannheim.

2009 nahm Muckle ein BWL-Studium an der SRH-Hochschule Heidelberg auf, kurz darauf war er Gasthörer in der Jazzabteilung der Mannheimer Musikhochschule. Beides überzeugte ihn nicht vollends. Die Jazzer seien „nicht so mit der Zeit gegangen“; Technik etwa sei ein blinder Fleck gewesen. Sicherheitshalber setzte er sein Wirtschaftsstudium für anderthalb Jahre fort, dann war klar: „Jetzt setze ich voll auf Musik.“ In Gießen studierte er fortan Gesang und Klavier. (cris)

Barpiano-Musik ist sein Ding

Vor allem Barpiano-Musik ist sein Ding; smooth und dabei raffiniert soll sie sein, sagt Muckle, der gern über modale Wendungen (also kirchentonartliche Harmonien) und „casual structures“ redet. Das muss man erst mal spielen und vorher schreiben können. An der RPJAM konnte Florian Muckle beides studieren.

Technik, erzählt er, sei definitiv die halbe Miete bei seinem Gießener Tastendozenten Thomas Hromatka gewesen, ehedem Mitarbeiter des E-Piano-Herstellers Korg. Neben Klavierspiel und Harmonielehre bekam der Gronauer Allerhand über Midi (Musical Instrument Digital Interface) vermittelt, eine Schnittstelle, um Musik in Daten und veränderbare elektronische Sounds zu überführen. Ferner war das Produzieren von Musikstücken Unterrichtsstoff. Muckle: „Das war für ein Jahr mein dritter Studiengang“, neben Tasteninstrumenten und Gesang. Auch die Neuharmonisierung von Stücken beherrscht der Mann.

Und all das eröffnet ihm wie auch dem Konservatorium Bergstraße eine Menge Möglichkeiten. Schon bald dürfte der Schüler dort zum Lehrer werden und seinerseits Klavierschülern einen Upgrade der besonderen Art bieten: In Workshops und Projekten könnten sie eigene Stücke schaffen, gleich an Ort und Stelle einspielen und produzieren und am Ende des Prozesses einen Tonträger mit nach Hause nehmen. Kurzum, das altehrwürdige Konservatorium-Häuschen soll ein Tonstudio beherbergen, das Optionen bietet, die andernorts viel teurer sind.

Was noch fehlt, ist die technische Ausrüstung

Dafür allerdings braucht es noch das entsprechende Equipment, wie Jehlicka und Muckle sagen. Die für so ein Vorhaben notwendige musikalische Bandbreite ist schon vorhanden: Florian Muckle mag und kann neben Jazz auch Funk und Pop, Letzteres von den „Beatles“ bis zur Nu-Metal-Band „Linkin Park“ reichend.

Einzig Blues, so etwas wie ein Grundnahrungsmittel für Jazzer, mag Muckle nicht besonders. Ein Schema als Grundlage zum Improvisieren sei ja ganz nett. „Aber die ewigen Wiederholungen haben mich irgendwann genervt.“